Leon Ich blickte sicherheitshalber zu ihr rüber, um zu schauen ob sie schon schläft. Als ich ihre tiefen atemzüge hörte, seufzte ich erleichtert und schloss auch die Augen. Es dauerte ein wenig länger bis ich einschlief, schlussendlich schlief ich dann doch ein. Leider war er nicht besonders tief.
Chrissi Die Sonnenstrahlen am nächsten Morgen weckten mich. Wir hatten ganz vergessen die Vorhänge am Vorabend zuzuziehen. Ich kramte mein Handy auf dem Nachtisch hervor und schaute auf die Uhr. 6.30 Uhr. Ich drehte mich Richtung Leons Bett. Plötzlich war ich hellwach. Ich war mir nicht sicher, ob er noch schlief, oder schon wach war, denn er hatte sich Richtung Wand gedreht. Mühsam stieg ich aus meinem warmen Bett und lief auf Zehenspitzen zum Fenster. Es war ein schöner Tag, die Sonne strahlte und der Himmel war blau, ohne eine einzige Wolke. Ich stand lange dort am Fenster und beobachtete die Blätter, die sich im Wind wiegten und die Autos auf der stark befahrenen Straße.
Leon Genauso müde wie vorher wachte ich auf. Die sonne ging gerade auf. Ich lag noch eine weile und hörte dann, wie sie aufstand. Als ich mich umdrehte stand sie am fenster. Ich stand leise auf und schlich hinter sie. Dort beugte ich mich zu ihr runter "buu!" Als ich ihr gesicht sah musste ich lachen.
Chrissi Mir blieb fast das Herz stehen, als ich Leon hinter mir hörte. Ich starrte ihn einen augenblick etwas entsetzt an, dann fing er laut an zu lachen. Als mein Herz wieder normal schlug musste ich auch anfangen zu lachen. "Heyy, das ist nicht lustig" sagte ich vorwurfsvoll und schubbste ihn zum Spaß, was nicht den erhofften Effekt hatte. Er blieb stehen, wie in Stein gemeißelt und lachte nur noch mehr.
Leon Ich lächelte sie liebenswürdig an "hab ich dich erschreckt?" und blinzelte ihr zu. Dann schaute ich an mir runter *ich hab nur boxershirts an*und wurde ein wenig rot. Ich versuchte, das beste daraus zu machen und zog mir schnell ein t-shirt und eine hose an.
Chrissi Ich merkte, dass es ihm peinlich war, nur in Boxershorts vor mir zu stehen. Ich sah ihm belustigt zu, wie er sich bemühte, möglichst schnell eine Hose und ein Hemd überziziehen und grinste ihn an. Auch ich ging an den Schrank und holte mir was zum anziehen. Einen hellblauen, weiten Pulli mit weißer Aufschrift und eine graue Leggins. Ich kümmerte mich nicht mehr darum, ob er mich sah oder nicht. Er hatte alles, was ich so lange Zeit versteckt hatte, eh schon gesehen. Ich machte mir meinen Dutt neu und drehte mich zu ihm um, suchte meine grauen Boots und als ich sie gefunden hatte, wandte ich mich an Leon. "Ich geh kurz ins Bad und dann." ich überlegte kurz, was ich vorschlagen soltle, zur Antwort knurrte mein Magen. "wie wärs mit Frühstück" lächelte ich ihn fragend an.
Leon ich lächelte erleichtert, als ich endlich wieder eine hose anhatte und riskierte einen vorsichtigen blick zu chrissi. "Das ist nicht witzig" ich versuchte böse zu gucken, was mir nicht besonders gelang, weil ich grinsen musste. "Ich geh schnell in mein zimmer zum duschen und so. Treffen wir uns, sagen wir so, in einer dreiviertelstunde in der mensa?"
Chrissi "Klar" sagte ich freundlich und lief zur Tür und öffnete sie. Ich hielt die Hand zu einer Geste, die bedeuten sollte, er solle raus gehen, was er dann auch tat. Vor der Tür trennten sich unsere Wege. Er lief zu den Jungszimmern und ich ging ins Bad um selbst zu duschen. Im Bad wusch ich die Haare, entfernte den Rest der Schminke vom Vorabend und tuschte mir neu die Wimpern. Ein bisschen Rouge, eim bisschen Kajal und ich war fertig. Nach einem abschließenden Blick in den Spiege verließ ich das Badezimmer und ging Richtung Mensa.
Chrissi Ich schloss mich ein und öffnete das Fenster. Ich merkte wie ich weinte. Aus meinem Koffer kramte ich mein altes Tagebuch, in dem alle meine schrecklichen Tage standen. Ich wollte noch einmal in diese Zeit eintauchen, mich daran erinnern, wie gut ich es mitlerweile doch jetzt hatte. Wahllos schlug ich eine Seite auf. * 13.März 2010* stand dort in meiner ordentlichen Schreibschrift. *Er hat mich geschlagen. Immer und immer wieder. Seine Freunde tanzten um mich und fassten mich an. Ich ekelte mich, wollte einfach nur vergessen, so nahm ich die ersten Tabletten. Die weißen. Dann nahm ich die Pillen zum Abnehmen und trank ein Glas Tekila. Ich bekam nichts mehr mit. Heute morgen wachte ich dann im Bett von Max auf. Er war nicht da.* ich brach ab zu lesen und merkte wie sich mein Herz zerkrampfte. Ich nahm das Büchlein, lief zum Fenster und begann jede einzelne Seite rauszureißen. Über ein Jahr meiner Vergangenheit flog jetzt im Wind davon, einzelne Seiten blieben in Bäumen hängen. Danach sank ich an der Wand hinunter. Auch jetzt wollte ich wieder vergessen. Mit verweintem Blick lief ich zu meinem Koffer und holte die Tabletten, die Weißen, zum vergessen und lehnte mich wieder an die Wand.
Leon Nachdem ich mich 2 mal verlaufen hatte, kam ich endlich erschöpft bei ihrem Zimmer an. Ich wartete zuerst eine Weile draussen, kontrollierte meine Atmung und rückte nochmal die Pulswärmer gerade. dann klopfte ich zaghaft an die Tür "Chrissi? "
Chrissi Müde stand ich auf. Noch immer benebelt von den Tabletten torkelte ich zur Tür. Es dauerte einen Augenblick, bis ich den Schlüssel rum drehen konnt, dann öffnete ich die Tür. Erstaunt schaute ich in das Gesicht von Leon. Ich lehnte mich an den Türrahmen um einen stabielen Eindruck zu machen. "Leon....Hey."
Leon Es dauerte eine Weile bis ich begriff, dass sie aufgemacht hatte. "hey chrissi" Erst dann schaute ich sie genauer an. Sie machte auf mich einen eher wackligen Eindruck. *Da stimmt doch etwas nicht* Ich versuchte, an ihr vorbei ins zimmer zu schauen.
Chrissi Ich merkte, dass er wissen wollte, was los war, aber ich versuchte möglichst gut, ihm im Weg zu stehen. Ich hatte in der schnelle die Tabletten nicht weg geräumt, so lagen sie noch immer direkt unter dem Fenster neben der Wasserflasche. Leider war ich nicht so stabiel, wie ich hoffte und er konnte mich leicht zur Seite drücken.
Leon Erschrocken sah ich, wie sie fast umkippte. Schnell hielt ich sie an den Schultern und zwang sie, mir in dei Augen zu schauen. Ich suchte in ihnen nach der Wahrheit. Alles was ich sah, war dass sie trübe und glanzlos waren. ich hielt sie und begann dann, im zimmer herumzuschauen. Auf den ersten Blick sah ich nichts ungewöhnliches. Auf den 2ten sah ich, dass unter dem Fenster eine Schachtel mit weissen Tabletten lag. Ich schaute sie traurig an und ging nach hinten um sie zu holen. Als ich wieder kam war sie am boden zusammengesunken, Schnell half ich ihr beim Aufstehen und trug sie aufs Bett. "was ist los?" und schaute sie intensiv an. Dabei versuchte ich unbemerkt das Taschentuch wieder gerade zu rücken, weil es immer röter wurde.
Chrissi Mhmmmmmm... "kannst du mir die Tabletten geben, ich leg sie wieder weg! Ich hab sie für Notfälle dabei." lallte ich und versuchte über ihn nach den Tabletten zu fassen, doch er ließ mich nicht. Dann sah ich den roten Verband an seinem Arm. "Was ist mit DIR los?" fragte ich empört und versuchte vorsichtig den Pulswärmer und das blutdurchdrängte Taschentusch abzuwickeln.