RE: 2012 - 23

Chrissi
Ich lächelte auch noch zurück, als ich merkte, wie traurig er wurde. Ich musste einen Augenblick überlegen. Mhm. Meine Kindheit war nicht besonders. Plötzlich merkte ich, warum er mir so vertraut vor kam. Warum mir seinen Augen so vertraut waren. Ich musste grinsen und fing an zu erzählen. "Im Kindergarten, hatte ich einen Freund" und ich lachte leise "wie haben uns verhalten, wie Erwachsene. Haben Händchen gehalten und uns Bussis gegeben. Er war mein bester und damals auch einziger Freund. Doch das war mir egal, wir hatten einander gefunden. Er war mein beste Freundinen Ersatz. Ich hab ihm Zöpfchen geflochten und im Gegenzug mit seinen Autos gespielt. Wir waren nur zusammen, den Kindergarten über und die ganze Grundschulzeit, bis er nach der 4. Klasse umziehen musste. Nach Amerika. Sein Vater hatte einen neuen Job angenommen und seine komplette Familie musste auswandern. Ich hab Wochen lang geweint, als ich begriff, dass ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen würde." Ich pfriemelte an der Kette um meinen Hals herum und zog den Anhänger hervor "Best" stand auf dem halben Herz. "Das hat er mir zum Abschied gegeben. Er hat mir einen Kuss auf die Backe gegeben und mir ins Ohr geflüstert: Wenn ich Auto fahren kann, komm ich zu dir und wir werden heiraten. Als naives 9 jähriges Mädchen hatte ich das geglaubt und sogar schon die Hochzeit geplant. Er war alles für mich. Als er ging, war es, als wäre ich in den Pausen, in der Schule, auf dem Spielplatz, nicht vollständig. Er hat überall gefehlt." ich lächelte ihn zaghaft an. "Du hast genau die gleichen Augen wie er. Wenn ich in deine Augen schaue, fühl ich mich wieder wie ein kleines Kind. Ohne Sorgen, ohne Probleme, wo ich einfach nur frei sein konnte" Mir war bewusst, wie schmalzig das klang, doch ich hatte das Gefühl, dass sich eine Frage in mir geklärt hatte, die ich mir nie gestellt hatte.

Chrissi
Ich lachte bedrückt. "nein wird er nicht" sagte ich mit einem traurigen Lächeln. Ich wollte ihm nicht erzählen, dass er ca. 1 Jahr nach seinem Umzug bei einem Autounfall starb. Erstens tat es immer noch, auch nach 6 Jahren ziemlich weh und zweitens wollte ich die Stimmung auf keinen Fall zerstören. Ich legte mich auf den Rücken und starrte in die lila Wolken. "Außerdem hab ich ja dich" sagte ich leise. Mehr zu mir, doch ich war mir sicher, dass er es gehört hatte. Plötzlich wurde das Licht um uns herum golden und das Pink des Himmerls wurde zu einem hellen Bronzeton.

Chrissi
Ich wusste nicht, wie ich sein Schweigen interpretieren sollte, doch ich musste plötzlich lachen. Ich drehte mich auf die Seite und kicherte vor mich hin. *was er jetzt wohl von mir dachte* fragte ich mich bersorgt. Doch ich konnte nicht aufhören. Ich war in Hochstimmung.

Chrissi
Ich fing mich wieder einigermaßen und ahmte seine Position nach. Dabei schaute ich ihn herausfordernd an. Immernoch kichernd sagte ich "Weil ich mir gerade vorgestellt habe, wie du tanzt". Das war fies, doch ich wusste, dass er, auch wenn es vielleicht nur er verstehen würde, es mir nicht übel nahm und meine Ironie verstand.

Chrissi
Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. Dass ich ihn mir tanzend vorgestellt hatte, kam nur daher, dass ich an meine Kindheit denken musste. Den einzigen Tanz, den ich konnte war Wiener Walzer, den mir und Max (mein Kindergartenfreund) mal beigebracht hatte. Ich hatte ein weißes Kleid an und er eine alte schwarze Jacke von meinem Opa. Wir hatten unsere Hochzeit gefeiert. Ich ginste bei dem Gedanken und stellte mir vor, mit Leon Walzer zu tanzen, doch das war nicht der richtige Augenblick für so einen Tanz. Also holte ich das Radio und gab es ihm mit einem sanften, entschuldigenden Lächeln, ich wollte ihn nicht verletzten. "Such dir ein Lied raus"

Chrissi
"Naja".... gestand ich leise und schaute in erwartungsvoll an, wie er auf seinem Handy nach Liedern suchte. *Mal gespannt, was er jetzt rauskramt.

Chrissi
Gebannt schaute ich ihm zu. "Wow" mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Er tanzte echt zimelich gut. Wenn er sagte, er hatte lange nicht mehr geübt fragte ich mich, wie es wohl aussehen würde, wenn er in From war. "Wow" huschte es noch einmal über meine Lippen. Ich kam mir nutzlos und talentfrei vor, so wie ich dastand. Doch ich wollte mich nicht bewegen, hatte Angst, etwas von seinem Tanz zu übersehen. Ich schaute ihn mit offenem Mund an, als das Lied aufhörte und er langsam wieder zu Atem kam.

Chrissi
Es dauerte einen Augenblick und ich schluckte kurz. "Ehhhmmmmm" sagte ich, und suchte in meinem Kopf verkrampft nach Liedern, die ich mochte, doch mein Kopf war leer. Also sagte ich schließlich. "Auf alles, das einen guten Beat und vorallem Bass hat." Ich fuhr mir durch die Haare und grinste ihn an. Ich liebte das Gefühl, wenn der Bass durch meinen Körper fährt. Es fühlt sich so lebendig an.